Das Kennedy-Attentat: Mann vom Secret-Service erinnert sich
Am 22. November 1963 fielen in Dallas mehrere Schüsse. Durch sie wurde Präsident Kennedy getroffen. Er erlag seinen schweren Verletzungen nur wenig später im Parkland Krankenhaus. Die zu Kennedys Schutz eingeteilten Spezialisten des Secret Service hatten an diesem Tag nicht nur einen schlechten Tag. Sie versagten auf ganzer Linie. Einer von ihnen blickt jetzt auf den tragischen Tag zurück.
Den Namen des Mannes vom Secret Service - Gerald S. Blaine - müssen auch Kenner des Kennedy-Attentats ersteinmal nachschlagen. Kein Wunder. Denn Blaine war an jenem Tag nicht der Tagesschicht zugeteilt. Während der Tagesschicht wurden mehrere Schüsse an der Dealey Plaza in Dallas abgegeben, die John F. Kennedy töteten und den texanischen Gouverneur Connally verletzten. Pech oder Glück? Blaine war für die Nachtschicht von 0 bis 8 Uhr eingeteilt worden und war während der Schüsse nicht bei Kennedy.
In seinem jetzt veröffentlichten Buch »The Kennedy Detail: JFK´s Secret Service Agents Break Their Silence« erzählt Blaine erstmals seine Geschichte. Es ist zugleich das erste Buch eines Personenschützers von Kennedy. Blaine schreibt auch über die schrecklichen Erinnerungen seiner Kollegen nach dem Mord.
An jenem Freitag, an dem Kennedy sein Leben verlor, gab es neben verschiedenen anderen Unterstützungseinheiten nur 43 Männer vom Secret Servcie, die für das Leben Kennedys und seiner Begleitung verantwortlich waren. Dem direkten Schutzbereich Kennedys waren nur zwei Männer zugeteilt. Sie befanden sich auf den Trittbrettern des Begleitfahrzeugs vom Secret Service, dass Stoßstange an Stoßstange hinter der Limousine Kennedys hinterher fuhr. Dort befanden sich neben Kennedy seine Frau, Jackie, und vor beiden das Ehepaar Connally. Auf dem Fahrer- und Beifahrersitz des schweren Lincoln Continental SS-X-100 befanden sich ebenfalls zwei Personenschützer.

Foto: Phil Willis
Die Personenschützer für Kennedy eint die völlige Regungslosigkeit während des Attentats, bei der mit Pausen mindestens drei Schüsse abgefeuert worden waren. Es ist einer der Gründe, weshalb Angehörige des Secret Service als Mitverantwortlich für das geglückte Attentat und als dessen potentielle Drahtzieher/ Mitverschwörer gelten. Allerdings wurde niemand von ihnen jemals offiziell belangt.
Stattdessen wechselten viele Personenschützer kurz nach dem Mord an Kennedy zur Personenschutztruppe von Lyndon B. Johnson, dem Nachfolger John F. Kennedys im Präsidentenamt, oder zu anderen hochrangigen US-Regierungsvertretern.
In seinen Erinnerungen bezieht sich Blaine auch auf andere Angehörige des Secret Service, die dafür ihre Erinnerungen teiten oder ihre eigenen privaten Aufzeichnungen verwendeten.
Blaine selbst verließ kurz nach dem Kennedy-Attentat den Secret Service und stand in Sicherheitsfragen Privatunternehmen zur Seite. Er ging 2003 in den Ruhestand und lebt jetzt in Colorado.
Heute hat der Secret Service 4000 Angehörige und verfügt statt über ein millionenschweres Budget über eines in Höhe von über 1 Mrd. Dollar.
Offiziell hat der 24-jährige Lee Harvey Oswald die Schüsse abgegeben, die John F. Kennedy töteten und Gouverneur Connally verletzten.