Der Kennedy-Mord - Mythos und Wahrheit
Als Wiederholung wird heute wieder eine Dokumentation zum Attentat auf John F. Kennedy gesendet. Der Film »Der Kennedy-Mord - Mythos und Wahrheit« von Jörg Müllner und Jean-Christoph Caron wurde erstmalig 2007 im ZDF ausgestrahlt. Es ist ein erneuter untauglicher Versuch den Mordfall adäquat darzustellen. Denn dabei kommen - wie auch schon bei der ARD - zweifelhafte journalistische Mittel zum Einsatz.
Nach eigener Aussage wurde das Projekt ergebnisoffen begonnen. Bereits nach einem guten halben Jahr präsentierten Caron und Müllner ein Ergebnis für die komplexe und widerspruchsreiche Mordakte John F. Kennedy. Demnach steckt also die Mafia hinter dem Mord an Kennedy. Nicht neu, aber die Schlüssigkeit in der Beweisführung sollte für die Qualität zählen. Und dort versagen die Autoren auf der gesamten Linie.
Als einziger Sachbeweis für die Mafia-These steht eine FBI-Aktion, bei der sich der Mafia-Pate Carlos Marcello 1985 gegenüber einem FBI-Informanten als Verantwortlicher des Attentates zu erkennen gegeben haben soll. Allerdings sehen sich auch einige andere noch in dieser oder einer ähnlichen Rolle, die aber herzlich wenig mit der Mafia zu tun hatten.
Verbindung Oswalds zur Mafia wird nicht untermauert
Lee Harvey Oswald, der Attentäter auch nach offizieller Ansicht, war nach Version von Caron und Müllner nur eine Marionette der Mafia, die sich von den Kennedys verfolgt sahen. Eine für diese Version notwendige Verbindung Oswalds zur Mafia wird mit keinem Wort glaubhaft untermauert.
Einen breiten Raum nimmt in der Müllner/ Caron-Dokumentation die Analyse der 26-sekündigen Amateuraufnahme von Abraham Zapruder ein. Sie zeigt das Attentat fast vollständig und ist für die Wahrheitsfindung bedeutsam. Und nun behaupten Müllner und Caron in ihrer Dokumentation »Der Kennedy-Mord – Wahrheit und Mythos«, das Original des Films wäre extra für ihre Arbeit in eine hochauflösende Version konvertiert worden. Soweit der Teil »Mythos« im Titel des Dokumentarfilms.
Die Wahrheit ist aber weit unspektakulärer: Weder den US-Nationalarchiven, wo der Originalfilm unter strengen Sicherheitsvorkehrungen lagert, noch dem Inhaber des Copyrights am Originalfilm (nach offizieller Lesart) ist die Existenz einer hochauflösenden Version vom Original bekannt.
Über die Intention der beiden Filmemacher kann nur spekuliert werden. Möglicherweise verkauft sich eine Dokumentation besser und teurer, wenn man eine Arbeit mit Originalbeweismitteln vorgibt.
Hier liegt das Hauptproblem der ZDF-Dokumentation. Sie ist nicht einmal in sich und beim Beweis der Mafia-These schlüssig und wird zudem nur dürftig mit (zudem verfälschten) Beweisen belegt. Selbst der dargestellte Tathergang ist weder mit den unstrittigen Fakten noch den bekannten widersprüchlichen Gegebenheiten vereinbar.