Castro und das Kennedy-Attentat

Castro ließ Kennedy ermorden

06.01.2006

Der Dokumentarfilmer Huismann präsentierte in der ARD eine nicht neue Antwort auf die Frage, die Amerika in Atem hält: Wer ist für das Attentat auf John F. Kennedy verantwortlich? Castro! Meint die ARD. Und begibt sich damit auf dünnes Eis.

Aktuelles Kennedy Attentat

ARD-Dokumentation »Rendezvous mit dem Tod – Kennedy und Castro« - Verschwörungstheoretiker am Werk

In seinem neuen – für die ARD – inszenierten Dokumentarfilm »Rendezvous mit dem Tod – Kennedy und Castro« geht der Regisseur Wilfried Huismann dem spektakulärsten Attentat des letzten Jahrhunderts, dem Mord an Präsident John F. Kennedy, auf den Grund. Über drei Jahre haben Verschwörungstheoretiker Wilfried Huismann und sein Team nach eigenen Angaben recherchiert und der ARD präsentiert. Im Nachhinein könnte der Zuschauer meinen, es handelt sich um eine fiktionale Geschichte. Aber nein! Die ARD und die Beteiligten meinen es durchaus ernst:

»Dieser Film ist ein Schlag für alle Fans antiamerikanischer Verschwörungstheorien, die bei uns, aber auch in den USA selbst, sehr beliebt sind.« – Regisseur Wilfried Huismann über seinen Film

Für den Film wurden angeblich neue Zeugen ausfindig gemacht, die zögernd das Rätsel so lösen: Der kubanische Geheimdienst G-2 benutzte Lee Harvey Oswald, um seinen bestehenden Plan umzusetzen, den »Feind der Revolution« – Kennedy – zu beseitigen.

Pikantes Detail: Der sowjetische Geheimdienst KGB habe die Kubaner auf den willfährigen Oswald aufmerksam gemacht, der sich dann ihnen selbst angeboten haben soll.

ARD-Verschwörungtheorie – Kuba steckt hinter dem Mord an Kennedy

Die These, Castro hat den Mord an Kennedy befohlen, ist so alt wie das Attentat selbst. Nur Stunden nach dem Attentat am 22. November 1963 waren die angeblichen Kontakte Oswalds mit Botschaftsangehörigen der Sowjetunion und Kuba in Mexiko bekannt. Die Warren Kommission, welche als erstes Gremium die Hintergründe des Attentates ermittelte, behandelte diese Thematik unangemessen und führte die Untersuchung ohne ausreichende Beweise zu Ende. So formulierte es zumindest der 1976 eingesetzte Sonderausschuss des US-Repräsentantenhauses.

Anspruch und Wirklichkeit der ARD-Dokumentation

»Wenn die ARD noch stärker als bisher merkt, dass wir in der Lage sind, große Dokumentarfilme herzustellen, die international vermarktbar sind, dann werden sie sehen, dass damit auch Geld zu verdienen ist.« – Wilfried Huismann

Für Huismann spielt der Profit bei seiner Arbeit also eine große Rolle. Diesen stellt er ganz offensichtlich weit über belastbare Fakten. Die schon seit 1979 bekannten Untersuchungsergebnisse werden in seinem Film von 2006 als nagelneu verwertet. Dabei werden jedoch weder Gegenargumente gewürdigt noch entkräftet. Wie ein Blick in die Beweisdokumente belegt, sind beispielsweise die angebliche Geldübergabe an Oswald und sein privater Kontakt zu einer Angestellten der kubanischen Botschaft schon damals nicht nur als sehr fragwürdig eingeschätzt, sondern als Lüge entlarvt worden.

Nicht nur diese Fragen bleiben bei dieser Dokumentation unbeantwortet:

  • Wieso sprach die sich in Mexiko als Oswald ausgebende Person nur gebrochenes Russisch, obwohl Oswald in der Sowjetunion sogar Werke von Dostojewski gelesen und russische Opern auswendig gelernt hatte?
  • Sowohl Stimme als auch Aussehen der als Oswald auftetenden Person passen laut FBI nicht zu dem tatsächlichen Oswald.
  • Und wie konnten es diese (kubanischen) Verschwörer schaffen, die Fahrzeugkolonne von Kennedy – unter in letzter Minute eingeschränkten Sicherheitsvorkehrungen – an Oswalds Arbeitsstelle vorbeifahren zu lassen, bei der er erst seit einem Monat angestellt war?

Hier werden die Ungereimtheiten, wie sie von Huismann präsentiert werden, offenkundig:

Es wird behauptet, Oswald habe sich wochenlang um einen Arbeitsplatz entlang der Fahrtstrecke von Kennedy bemüht. Das hat er nicht und konnte es nicht. Denn die Route durch Dallas wurde erst eine Woche vor dem Attentat durch den Personenschutz von Kennedy festgelegt.

Dass der Regisseur Wilfried Huismann noch vor wenigen Jahren einen CIA-Hintergrund bei der Ermordung von Kennedy filmisch dokumentierte, ist sicherlich der Komplexität des Themas geschuldet und in letzter Konsequenz belanglos. Sein aktueller Film versucht jedoch mit fehlerhaften, verfälschten, sehr selektierten und wackligen Indizien das gemeinsame Ziel zu beweisen: Castro befahl den Mord an Kennedy.

Um dieser Verschwörungstheorie folgen zu können, muss selbst das Raster der gesicherten Erkenntnisse durcheinander gewirbelt werden.

Der endgültige Niedergang der ARD-Dokumentation: Castro und das Attentat auf Kennedy

Geheimdossier Castro Kennedy-AttentatIn der ARD Dokumentation »Rendezvous mit dem Tod – Kennedy und Castro« wird auch ein – angebliches – Geheimdossier präsentiert. Dieses bisher unbekannte geheime Dokument soll die kubanische Verschwörungstheorie eindeutig beweisen. Ich habe mir das Dokument beschafft. Es ist kaum zu glauben, wer es geschrieben hat und warum!

Antworten zum Geheimdossier und der kubanischen Verschwörungstheorie gibt es im Buch »Rendezvous mit der Quote – Wie die ARD Kennedy durch Castro ermorden ließ«

Es gibt qualitativ bessere Ansätze, um das Labyrinth der Wahrheiten zu durchqueren als bei der ARD wohl bekannt. Denn die ursprünglich noch jahrelang gesperrte Mordakte Kennedy ist seit mehreren Jahren fast vollständig zugänglich. Diesen Spuren folgt man, wenn man auch die eidesstattlichen Zeugenaussagen und Beweisdokumente berücksichtigt, die durch einen amerikanischen Ausschuss in den neunziger Jahren gewonnen wurden.

Zwar sind dann die Antworten auf das scheinbar ungelöste Rätsel des Kennedy-Attentats vielschichtiger, dafür aber richtiger.

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Nur wenige Stunden nachdem Kennedy ermordet wurde, analysierten FBI-Beamte eine Tonbandaufzeichnung eines Telefonates, auf dem sich ein Mann in Mexiko-City selbst als Lee Oswald identifizierte. Sie machten eine erstaunliche Entdeckung: Die Stimme war nicht Oswalds.

Der Filmbeitrag der ARD »Rendezvous mit dem Tod - Castro und Kennedy« von Wilfried Huismann hat diplomatische Folgen. Kurz nach der Ausstrahlung des massiv beworbenen Films kritisiert der Botschafter von Kuba in Deutschland, Gerardo Peñalver, die Freigabe der Dokumentation durch die Verantwortlichen der ARD.

Der frühere CIA-Mann Howard Hunt verstarb gestern im Alter von 88 Jahren. Er beschuldigt den früheren US-Präsidenten Johnson des Mordes an Präsident John F. Kennedy. Möglicherweise ist er selbst am Attentat auf Kennedy beteiligt. Einen Verleumdungsprozeß verlor er.

Der CIA muss sich der Entscheidung eines Gerichtes beugen, dem Kläger Jefferson Morley bis zum 30. April bislang geheime Dokumente über George Joannides auszuliefern oder zu erklären, warum diese Akten nicht verfügbar sind.